North Melbourne stand im Halbfinale in Adelaide. Das durfte sich Ben, Mit-Honours-Student und großer
Footy-Fan nicht entgehen lassen! So fingen also Anfang letzter Woche erste vage Planungen an, den 1500-Kilometer Trip
in die Hauptstadt South Australia's am Samstag anzutreten. Ich saß mit Ben im Lab und er
rätselte, ob er soll oder nicht und wie und überhaupt... Dienstagabend war die Sache geritzt. Ben
und seine Bekannte Catherine, ebenfalls North Melbourne Fan, würden den Roadtrip antreten - und
wir fuhren mit :-) Wer weiß schließlich, ob man sonst überhaupt noch nach Adelaide gekommen wäre,
liegt es doch so gar nicht in der Nähe von irgendwelchen lohnenswerten Routen im trockensten
Bundesstaat Australiens.
Man darf wirklich nicht lange nachdenken, ob sich ca. 25 Stunden, wovon 16 Autofahrt bedeuten,
für einen derartigen Ausflug lohnen. Aus einer verrückten Aktion wurde letztlich nämlich einer
der schöneren Tage des bisherigen Australienjahres! Adelaide hat sich als sehr schöne Stadt
herausgestellt mit einer durchweg angenehmen Atmosphäre. "Nur wenige australische Städte können
es mit dem Charme der südaustralischen Hauptstadt aufnehmen" schreibt einer unserer Reiseführer.
Womit er Recht hatte: Adelaide hat wirklich Charme! Wir haben den Tag sehr genossen. Während
Ben und Catherine im Stadion leider eine herbe Niederlage hinnehmen mussten...
Los ging es bereits um 4 Uhr am Samstagmorgen. Nach einer witzigen und unterhaltsamen Fahrt
durch australisches Nichts auf schnurgeraden Straßen, mit einer Frühstückspause in einem
kleinen Örtchen auf etwa
halber Strecke, kamen wir gegen halb zwei im heißen Adelaide an. Wir drei, Daniel, Tina und ich
- Michi war zu Hause geblieben - haben uns dann von den beiden Footy-Guckern verabschiedet und
sind auf Adelaide Erkundung gegangen. Los ging es in der Fußgängerzone mit ein paar Touri-Infos.
Nach Spaziergang durch die Innenstadt, vorbei an mehreren sehenswerten Bauten, Brunnen, Parks
und Kirchen - Adelaide ist die Stadt der Kirchen - bis zu einem Ausblick am Rande eines Parks,
fuhren wir mit der Tram an den bekannten Strand in Glenelg, was sich als herrliches Viertel
herausstellte mit ordentlich Urlaubsflair! Abends gab es noch ne Runde Fish and Chips an der Strandpromenade,
bevor wir von Ben und Catherine wieder abgeholt wurden. Die Rückfahrt hab ich größtenteils mit
Schlafen verbracht bevor wir am frühen Sonntagmorgen wieder in Melbourne ankamen. Insgesamt
waren wir alle froh, bei der Aktion Wir-fahren-mal-1500-Kilometer-an-einem-Wochenende-durch-
Australien mitgemacht zu haben und auch Ben und Catherine waren am Ende der Fahrt
wieder etwas besser drauf...
Die ca. 1 Millionen Einwohner zählende Stadt Adelaide wird von Victorianern
auch spaßeshalber "A-delayed" genannt... Hintergrund ist eine halbstündige Zeitumstellung.
Ist es in Melbourne bereits 5, so zeigen Adelaides Uhren eben noch 4:30 - Für mich auch
neu, bin zuvor noch nie in einer Zeitzone mit halbstündiger Verzögerung gewesen...
Was wir noch gelernt haben: Adelaides Leitungswasser ist eklig, und Hochzeiten sind
wohl an einem Samstag an der Tagesordnung: Haben mindestens drei Hochzeiten und einige
präparierte Limousinen am Straßenrand gesehen... An Kirchen gibt es ja auch
genug Auswahl in der "City of churches".
Weitere Neuigkeiten aus Down Under: Meine Datensammlung durch die Benutzer-Experimente
ist vorerst abgeschlossen, hab noch insgesamt 43 Testpersonen zusammengekriegt bis Freitag!
Hat mich am Ende auch ganz schön genervt, den ganzen Tage jeden und jede zu fragen, ob
sie nicht eine wertvolle Viertelstunde für mich opfern wollen... Diese Woche komme ich
dann wieder mehr zum Schreiben und natürlich auch zur Analyse. Das war es für heute
von einem ereignisreichen Wochenende :-) mit sonnigen Frühlingsgrüßen aus Berwick!
Seit Montag bin ich nun am Datensammeln für die Honours Thesis. Das heißt: Benutzerexperimente.
Und es ist wahrlich nicht leicht, Freiwillige zu finden... Aber ich habe mittlerweile immerhin
34, die für 2x 6 Minuten mein experimentelles System benutzt haben. Am morgigen Freitag hoffe
ich noch gut über 40 zu kommen. Da wird es hoffentlich ein letztes Mal heißen, Flyer zu
verteilen, Pfeile, die zu meinem Computerraum leiten, aufhängen, jede und jeden Vorbeilaufenden
ansprechen, vor Vorlesungen werben... Sind halt doch alle faul oder zu beschäftigt und müssen
mühselig überzeugt werden, wie toll das doch ist, Forschungsteilnehmer zu sein :-)
Auch wenn natürlich die Experimente inklusive Vorbereitungen den Hauptteil meiner letzten Tage
füllten, konnte ich vom herrlichen australischen Frühling trotzdem noch was mitkriegen. So herrlich
ist er übrigens momentan gar nicht: Viel Regen gestern und heute... naja, immerhin wertvoll für die
Trinkwasserreserven, die immer noch knapp sind in Melbourne. Den regenfreien Sonntagmittag haben
wir aber noch genutzt für ein kleines Sonntags-BBQ im Cardinia Reservoir Park.
Daniel und Alex waren zu dem Zeitpunkt bereits in Sydney und Daniel musste leider
alleine zurückkommen. Alex's Australienbesuch hat dort nämlich geendet, weswegen wir
uns von ihr bereits am Donnerstag mit gemeinsamem Essen im "australischen
Restaurant" Dig Tree bei uns in Berwick verabschiedeten. Freitagabend ging es mal wieder
in die City. Tina und ich haben eine Mexican Party und anschließend Chinatown
besucht. Da haben wir mal wieder gemerkt wie herrlich belebt die City doch am Wochenende
ist, wo man unter der Woche (besonders im Winter) manchmal meinte, die klappen um 6
die Bürgersteige hoch...
Das Fußballländerspiel Australien gegen Argentinien ist bereits auch schon über eine Woche
her und ging mehr oder weniger freundlich mit 1:0 für Argentinien aus - ging ja aber um nichts... Das hätte mal einer
den über 70.000 (in Worten: Siebzigtausend!) im MCG erzählen müssen :-) War auf jeden
Fall ein toller "Soccer"-Abend und die gigantische Kulisse hat bewiesen, was uns
schon einige erzählt haben: "Australians are big in watching"!
Nun habe ich dieses englische Zitat geschrieben und wollte doch glatt in Englisch
weiterschreiben. Das "Switchen" zwischen Englisch und Deutsch hinterlässt
schon hin und wieder Spuren... Naja, so lange mir so was nicht in meiner Thesis passiert...
Was es sonst noch so gibt: Gestern haben wir unsere Startunterlagen für den Melbourne
Marathon (Tina und ich laufen dort die 10km Strecke, Daniel und Michi die 5,5) abgeholt.
Auch das wird hoffentlich wieder ein schöner und sportlicher Tag in der City. Sind bereits
über 10.000 Läufer angemeldet und alle Strecken enden in jenem MCG am 7. Oktober. Und am
kommenden Wochenende wartet eine abenteuerliche Reise nach Adelaide auf uns. Unser
Footy-verrückter Mitstudent Ben nimmt uns im Auto mit, weil die North Melbourne Kangaroos eben
dort im Halbfinale spielen. Mehr dazu bald :-)
Erlebnis-Highlight der letzten Tage war die Puffing Billy Fahrt. Am äußersten
Rande von Melbourne fährt eine alte Dampflok ca. 10 bis 15 Kilometer durch Wald und Wiesen
und erfreut sich hoher Beliebtheit - Zu Recht, wie wir letzten Samstag feststellen durften!
Zur wirklich sehr schön restaurierten Bahn an sich kommen noch viele nette Zugbegleiter und
"Bahnhofsvorsteher", die sich in alt aussehende Uniformen stecken, den Zugtouris alles
erklären, an den Bahnhöfen immer schön winken und lächeln, alle Fragen beantworten und
das Ganze zu einem wirklich netten Erlebnis machen!
Die Fahrt angetreten haben wir zusammen mit Daniel und Alex sowie Daniels Eltern, die
einige Tage zu Besuch waren nach ihrer Australientour - und mittlerweile auch wieder gut
in Deutschland angekommen sind, wie uns berichtet wurde.
Nach dem erholsamen Frühlingswochenende mit Puffing Billy musste noch so einiges vorbereitet werden,
da ich nächste Woche im Rahmen meiner Thesis ein paar User-Experimente anberaumt habe.
So musste ich einen Computerraum reservieren und Kopfhörer organisieren, den Experimentaufbau
mit dem IT Coordinator (mein Namensvetter Mark) abstimmen und natürlich jede
Menge testen um zu sehen ob alle möglichen Variablen bedacht wurden bevor der eigentliche
Test los geht. Naja, zu 100 Prozent bin ich noch nicht fertig, muss bis Donnerstag,
wo es eigentlich los gehen soll, noch ein paar Sachen verfeinern und hinzufügen. Das
Experiment sieht kurz gesagt so aus: Eine Testperson sitzt an zwei Bildschirmen und
bedient ein kleines Ablenkungsspiel, das die Konzentration auf einen Bildschirm lenken
soll während im Hintergrund - simuliert über den zweiten Bildschirm - ein kleines Monitoring
System läuft welches die Aufmerksamkeit des Nutzers beim Eintreten bestimmer Ereignisse
erfordert und diese durch "flashy icons" und Sounds auf sich lenkt. Die Ergebnisse der
User-Experimente werden dann in meine Thesis einfließen.
Und zwischen Puffing Billy und Uni beschäftige ich mich momentan mit dem Flughafen
Berlin-Schönefeld. Für eine Berliner Immobilienagentur verfasse ich gerade Informationen
zu den Möglichkeiten des neuen Dienstleistungszentrums des zukünftigen einzigen Berliner
Flughafens - daraus entstehen dann ein paar Webseiten für potenzielle Investoren. Da musste
ich also nach Australien kommen, um mich über den Berlin-Airport zu informieren -
immerhin müssen die Seiten in Deutsch und Englisch geschrieben werden. Naja, auf jeden
Fall sind die zusätzlichen Einnahmen gerne gesehen in der leeren Urlaubskasse :-)
Am Dienstagabend steht mal wieder eine kleinere Attraktion an. Wir werden ein
Länderspiel der australischen Fußballnationalmannschaft im größten Stadion Melbournes,
dem MCG (steht eigentlich für Melbourne Cricket Ground), anschauen. Es geht gegen
Argentinien in einem Vorbereitungsspiel. Dann werde ich den MCG also noch vor dem
7. Oktober von innen sehen können - dann nämlich steht mal wieder ein Lauf-Event an,
der Melbourne Marathon. Alle Läufe, auch der von Tina und mir dann zu absolvierende 10km Lauf,
werden in besagtem MCG enden. Wir dürfen gespannt sein. Wie ihr seht,
es ist doch gerade mal wieder so einiges los hier bei uns :-)