Es heißt oft, Australien habe keine Geschichte. Richtig ist, Australien hat keine besonders alten Gebäude, vielleicht
auch keine klare kulturelle Prägung und hat bisher auch keine große Rolle in der Weltpolitik gespielt. Wenn andere Länder von ersten Staatssytemen,
Kaisern, blutigen Kriegen und Krisen berichten und von Hunderte Jahre alten Kirchen und Klöstern erzählen, in ihren Dörfern 1000-Jahrfeiern haben,
da kann Australien nicht mitreden. Vor 1830 gab es hier ein paar Aborigines - das ist schnell erzählt. Was aber fing dann an,
warum kamen die ersten Briten in monatelanger Reise hier her gesegelt? Was hat den Aufbau des immerhin 22 Millionen Einwohner zählenden
Kontinents "unten drunter" ausgemacht? Dass man dies eine interessante und kaum vergleichbare Geschichte nennen kann, haben
wir (Tina und ich) gestern im Immigration Museum in Melbourne sehr anschaulich erfahren können. Aufgebaut in der traditionsreichen ehemaligen "Customs Hall" am
Yarra River konnte man viele Einblicke in die Suche der Menschen nach einem neuen Leben bekommen. Vom Goldrausch, Flüchtlingsströmen nach Kriegen
bis hin zu abgeworbenen hochqualifizierten Fachkräften - Menschen aus zig verschiedenen Ländern prägten und prägen das heutige Australien.
Was es neben diesem kleinen geschichtlichen Abriss noch zu berichten gibt: Endlich sind auch meine Klausuren vorbei! Klausurenschreiben ist übrigens
kein Vergleich mit Ulmer Verhältnissen. Mal abgesehen davon, dass ich selten 3-stündige Klausuren in Ulm hatte, wird hier Massen-Schreiben betrieben. Für die
Klausurenphase sichert sich die Uni zwei große Räume am Caulfield Racecourse, dort finden sonst Wettannahmen und Verpflegungen der Gäste von
Pferderennen statt. Nicht aber in der "Exam period". Dann nehmen zwei Wochen lang täglich über 2000 Studierende dort Platz für die Prüfungen! Die
Handhabung der Exams ist hochstandardisiert, es gibt feste Zeitpläne, die unizentral organisiert werden. Meine Ergebnisse bekomme ich übrigens
per SMS... Naja, andere Länder, andere Sitten :-)
Morgens Klausur, nachmittags australische Geschichte und abends noch der Abschied von Karin, Michis Mutter, am Flughafen. Die knapp drei Wochen
des ersten Besuchs aus Deutschland sind nämlich auch schon wieder vorbei. Der Terminkalender für Dienstag war voll,
aber - mal abgesehen von der Klausur - zum Glück nicht stressig. Die nächsten Tage werden wieder etwas ruhiger, Daniel und ich müssen zwar beide
noch das leidige "Ethics Approval" für die Honours-Thesis beantragen - 28 Seiten Formularkrieg... Aber ansonsten kommen jetzt knappe drei Wochen
mit etwas weniger Stress!
Zum Abschluss der heutigen Statusmeldung: Das Wetter :-) Links auf dem unteren Bild ist der schön sonnige Montag dieser Woche vor unserem Haus
verewigt! Den zeig ich lieber als den heutigen, nass-kalten Mittwoch! Ansonsten, wie bereits gesagt, können wir mit dem Winter hier
gut leben :-)
Es ist mal wieder an der Zeit, ein paar Zeilen für die Online-Welt zu hinterlassen. Vorweg: Es gab keine grandiosen Neuigkeiten in den letzten
Tagen :-) Die Zwischenpräsentation ist abgeschlossen und damit alle offiziellen Termine der Vorlesungszeit. Was noch kommt: Zwei Klausuren,
eine am Freitag, die zweite am Dienstag... Erfolgswünsche willkommen :-)
Letzten Freitag haben wir dann aber erstmal unter den Honours-Studenten in
einer lustigen Runde bei Peter in Bayswater den Abschluss des Semesters gefeiert: Mit leckerem Essen, Movie Night (Hitch und Are we there yet?) und lustigen
Spielchen! Auch schon davor, am Mittwoch, war bereits Movie Night angesagt aus dem selben Anlass. Nach Abendessen im "Berwick Inn" ging es mit versammelter Melzak Way Mannschaft
- inklusive Michis Mutter, die gerade zu Besuch ist - ins Kino in Shrek 3.
Das andere Erwähnenswerte zwischen den Klausurlerneinheiten haben Tina und ich heute erfolgreich hinter uns gebracht. Nach zwar nicht optimaler
Vorbereitung ging es heute zum "Run to the G", einem Stadtlauf in Melbourne City. Tina hat 5 km gemacht, ich 10. Das "G" ist dabei der
Melbourne Cricket "G"round, das große Stadion in der Stadtmitte um das alle Läufe geleitet wurden.
14.000 Läufer haben 5, 10 oder den Halbmarathon absolviert, es war also wieder einiges los!
Das war dann auch das letzte größere Run-Event in der City vor dem Melbourne Marathon im Oktober.
Weiter geht es bei mir jetzt mit den Vorbereitungen für die Klausuren und der Beantragung eines so genannten "Ethics Approval" für meine
Forschungstätigkeit. Die Pläne für die lang ersehnten zwei Wochen Pause danach nehmen auch langsam Konturen an. Zur Auswahl stehen eine Mehrtageswandertour
durch die Grampians oder über den Great Ocean Walk (die Wanderalternative zur Great Ocean Road) und eine kleine Zugreise. Ich hoffe, Euch in
knapp vier Wochen von ein paar erholsamen Tagen berichten zu können, bevor es am 16. Juli weiter geht mit Semester 2.
"Nee, kälter wird es jetzt nicht mehr!" Mit dieser in den letzten Tagen oft gehörten Antwort von Einheimischen auf unsere Frage nach dem australischen Winter
können wir gut leben. Wintermüdigkeit, dunkle und graue Tage, dicke Winterjacken... Alle aus Deutschland gewohnten Dinge, die zu einem
ordentlichen Winter gehören, fehlen. Einzig an den kahlen Laubbäumen und daran, dass es ab 5 Uhr dunkel wird, lässt sich die Jahreszeit
eindeutig ablesen.
Sonntagswanderung an einer nahe gelegenen See- und Grünanlage - so sah einer dieser Wintertage aus in der letzten Woche. Nach dem jüngsten Stress
mit den letzten Abgaben im Semester kam diese Abwechslung gerade recht, zumal Tina und ich uns sowieso noch Größeres vorgenommen haben und unsere
Wanderungen langsam steigern wollen. Ansonsten war die letzte Woche sehr turbulent. In erster Linie musste ich (und muss noch) mein Literature Review und
die Zwischenpräsentation für Anfang nächster Woche vorbereiten. In zweiter Linie wurde unser erster Besuch aus Deutschland erwartet: Michis Mutter
ist heute morgen angekommen und wird für drei Wochen bei uns bleiben. Und dazu kam diese Woche noch die langersehnte freudige Nachricht,
dass Tina einen Job gefunden hat nach all den bürokratischen Kämpfen und Anerkennungshürden für die Arbeit im Sozialbereich. Ich denke, sie wird
auf ihrer Homepage noch ausführlich
berichten :-) daher nur kurz: Am Mittwoch hat ihre Vermittlungsfirma angerufen, ob sie kurzfristig einspringen könnte für eine Schicht mit
"sleep over" in einer Einrichtung für geistig Behinderte. Und seit dem sie diese Schicht angenommen und erfolgreich abgeschlossen hat,
hat sie jeden Tag gearbeitet, allerdings immer an verschiedenen Orten da sie momentan nur Vertretung/Aushilfe ist. Aber den Fuß hat
sie jetzt auf jeden Fall schon weit in der Tür :-)
Sonstige erwähnenswerte Geschichten und Neuigkeiten aus Berwick gibt es nicht viele. Vielleicht eine Anekdote am Rande: Wir haben fieberhaft
den G8-Gipfel in Deutschland verfolgt. Neben dem politischen Interesse ging unser Blick
aber vor allem auf die Devisenkurse... Wir mussten jeden Tag den Dollarkurs weiter steigen sehen im Vergleich zum Euro. Es ist immer ein
großes Gerechne welches Geld man ausgeben soll. Bei schlechtem Dollarkurs holt man sich besser Euros vom deutschen Konto und bei gutem
Dollarkurs (heute der Höchststand, und damit am schlechtesten für uns seit wir hier ankamen: Man kriegt noch 1,59 AUD für den Euro...) gibt
man lieber, so lange man sie noch hat, die Dollars vom australischen Konto aus. Drückt uns die Daumen, dass der Kurs wieder besser für uns
wird :-) um uns wieder "günstig" Dollars zu kaufen... Manchmal kommt sogar die Lust am "Devisenhandel": Ich hab zum Beispiel mit der Kaution,
als ich im April mal ein Auto geliehen hatte, 3 EUR Gewinn macht. Für nix... Einfach dadurch, dass sich der Kurs innerhalb einer Woche
verändert hat und die Dollars bei der Rückbuchung mehr Wert waren und ich vom deutschen Konto gebucht hatte. Naja, genug davon :-)
Ich werde eh nie Börsianer ;-)
Nun war es am gestrigen Freitag tatsächlich so weit: Die Vorlesungszeit des ersten Semesters ist vorbei! Zum Abschluss
des ersten Semesters hat sich MUBS, die Berwicksche Studentenvertretung, eine ordentliche Partybootstour auf dem
Yarra River einfallen lassen. Da wir lange nicht mehr an Parties oder anderen "Social Events" teilgenommen hatten, war das die Gelegenheit,
verdientermaßen den erfolgreichen "Abschluss" des Semsters zu feiern, nachdem Michi in der letzten Woche noch 3 und Daniel
und ich je 2 letzte Assignments eingereicht hatten. Zugegeben, ein echter Abschluss ist es leider noch nicht, es kommt
noch die Abgabe des Literature Reviews - Version 1 - für die Thesis und eine Präsentation, auf der die geplante Forschungsarbeit
vorgestellt werden muss. Naja, und Ende Juni kommen auch noch 2 Klausuren. Trotzdem konnten wir gestern die stressige Phase
der letzten Wochen abschließen!
Das Konzept der Party ist recht schnell erzählt: Drei Stunden auf einem Boot mit Bar und Musik rumfahren, dabei essen und trinken
und Leute in Feierlaune :-) War ein sehr lustiger Abend!
Was es sonst noch Neues gibt: Wir haben einen neuen Vermieter! Wer beim Tagebuchlesen aufgepasst hat, weiß dass für unser
Haus neue Investoren gesucht wurden. Und diese Suche ist nun abgeschlossen... was zur Folge hatte, dass auch endlich das nervige
"For Sale"-Schild vorm Haus wieder abgebaut wurde. Heute war der neue Hausherr kurz bei uns und - wenn wir Glück haben ;-) -
kommt damit sogar mal wieder etwas Bewegung in die Geschichte mit dem Müll in der Garage. Wir werden sehen.